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Ewald Hering - Zur Lehre vom Lichtsinne


Der Physiologe Ewald Hering gehört zu den Wissenschaftlern, die sowohl in unseren Vorstellungen als auch in unserem Alltag tiefe Spuren hinterlassen haben. Seine Untersuchungen über das Farbsehen bilden nicht nur dem Worte nach die Grundlage für die Bezeichnung der unterschiedlichen Farb-Seh-Schwächen, sein physiologisch fundiertes Farbsystem ist nach mehr als hundert Jahren als NCS (natural color system) gegenwärtig und relevant.
In seiner "Lehre vom Lichtsinn" setzt sich Hering selbst in schärfsten Kontrast zu Helmholtz, dessen Flucht ins Metaphysische viele Male kritisiert wird. Obwohl nicht ausdrücklich benannt, wählt Hering für seine Untersuchungen einen gedanklichen Ausgangspunkt, der dem Grundsatz des Positivismus nachkommt.
Ebenfalls bemerkenswert ist eine im Grunde phänomenologische Forschungsweise, die zwar auch zu Theorien führen soll, die aber doch nachhaltig und ernsthaft immer wieder am realen Geschehen anknüpft. Sein stets behaupteter physiologischer Gesichtspunkt führt ihn bei seinen Beobachtungen so auch konsequent zum Stoffwechselgeschehen im Auge, dem er die Attribute der Unbewusstheit verweigert. Vielmehr wird der geordnete Wechsel der Stoffe als intelligibel ("Farben sind ein Geschöpf der Sehsubstanz") angesehen.


An der Bedeutung Herings gemessen, hält sich der Umfang verfügbarer Literatur in bescheidenem Rahmen. So erscheint es sinnvoll, für den forschenden Leser den hier vorgestellten Reprint seines Hauptwerks anzubieten.

Für den durchgeführten Umkehrbrillenversuch gehörte dieses Werk zu den wichtigen Büchern. Die erforderliche Durchforschung des Buches wurde genutzt, um aus dem dabei gewonnenen Material eine Neu-Ausgabe mit einem beiliegenden Datenträger herzustellen.
Die Herstellung erfolgt on demand, wodurch Lieferzeiten entstehen können.

Der für die Herausgabe neu gesetzte Text dieses Buches entspricht zeilengetreu der originalen Vorlage. Eine vollständige Entsprechung kann gegenüber älteren Typographien nicht gegeben sein, da einerseits alte Schriftfamilien nicht mehr erhältlich sind und andererseits sich die Grundsätze des Schriftsatzes technologisch und ästhetisch gewandelt haben.
In den Fällen nicht übereinstimmender Wiedergabe wurde zugunsten der Verständlichkeit und Einheitlichkeit in erster Hinsicht, schlieszlich nach ästhetischen Gesichtspunkten entschieden.
Bei Überschriften, Fusznoten und Hervorhebungen erfolgte lediglich eine geringe Veränderung der Darstellung, die den Charakter oder die Verständlichkeit nicht berührt. Die gesperrte Darstellung bei Hervorhebungen wurde beibehalten. Bogenbezeichnungen und Numerierungen wurden nicht wiedergegeben.
Bei der Lehre vom Lichtsinne konnte eine zeilengetreue Wiedergabe erreicht werden, Zitate können so problemlos in beide Richtungen verwendet werden.
Verwendete Formeln wurden neu gesetzt. Berichtigt wurden nur eindeutige Satzfehler, im Zweifel wurde der originale Ausdruck belassen.
Dem Buch liegen elektronische Dokumente bei. Sie enthalten eine weitgehend gereinigte und geglättete Version des Originals in Bildwiedergabe als PDF, ausserdem eine durchsuchbare Ausführung als generisches PDF und als RTF- Datei.

Zur Lehre vom Lichtsinne
Karl Ewald Konstantin Hering
gebundene Ausgabe, Halbleder, 144 Seiten, etwa A5, mit beiliegendem Datenträger

Preis 70,00 Euro



„Geborgen in der Netzhaut und im Gehirn gibt die Nervensubstanz des Sehorganes dem mit den Werkzeugen des Physikers und Chemikers sie durchforschenden Physiologen nur spärliche, kaum deutbare Zeichen ihres Tuns; dem aber, dem sie angehört und dient, enthüllt sie, so oft er nur des Auge aufschlägt, des ganze bunte Spiel ihres Lebens. Das freilich sieht er nicht, was der mit Mikroskop, Galvanometer oder Reagenzglas, ausgerüstete Forscher zu finden hofft, aber er sieht ein gleichfalls nach Zeit und Raum geordnetes Empfindungsleben vor sich, das, obwohl beherrscht von den die Netzhaut treffenden Reizen, doch nach eigenem Gesetze sich abspielt. Und wenn er von der ihm unentbehrlich scheinenden Voraussetzung geleitet wird, daß jedem Einzelteile des Bildes, das sein Auge ihm vorzaubert, eine ganz bestimmte Regung in der nervösen Substanz entspricht, daß seine Licht- und Farben-empfindungen unauflöslich verknüpft sind mit diesen Regungen, daß, wie jene sich wandeln und folgen, auch diese sich wandeln und folgen, so gewöhnt er sich bald, zu den Empfindungen als den Zeigern der Uhr seine Zuflucht zu nehmen, so oft der weitere Einblick in den Gang des Räderwerkes ihm versagt ist. Was aber könnte dieses Räderwerk, was könnten diese stofflichen Regungen der lebendigen Nervensubstanz unseres Sehorgans anderes sein, als das, was wir in jeder lebendigen Substanz wiederfinden, was sie als solche kennzeichnet und vom toten Stoffe unterscheidet, was wir, kurz gesagt, ihren Stoffwechsel nennen."