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Umkehrbrillenversuch
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Versuchsdesign


Die verwendeten Prismen sind extrem verzerrungsfrei mit einem Brechungsindex von 1,8...1,9 und wurden mit Unterstützung des Optikers in ein Standard-Brillengestell eingearbeitet. Zur Ablastung wurde ein Kopfband mit seitlichen Aufhängungen verwendet. Eindringen von Fremdlicht wurde mit einer Lederverkleidung verhindert.
Zur weiteren Entlastung wurde ein Heftpflaster auf dem Nasenrücken getragen, was bei Autofahrten oder anderen anhaltenden Stoßbelastungen zeitweise durch eine Silikonzwischenlage ersetzt wurde.
In der Nacht wurde eine Schlafbrille getragen und während des Duschens zeitweilig eine eingeschwärzte Sonnenbank-Brille aus Plastik. Damit waren Fremdlichteinflüsse für die gesamte Dauer des Versuchs ausgeschlossen. Als Lesehilfe kam eine aufsteckbare Klappbrille mit 1,5 Dioptren zum Einsatz.

Während des Versuchs wurde der Lebensalltag so gering wie möglich geändert. Autofahren allerdings blieb bis auf ein Wendemanöver auf eigenem Grundstück ausgeschlossen. In der Anfangsphase wurde mir bei komplizierten Anforderungen assistiert, beim Lesen und Schreiben dauerhaft. Lebhafte Verkehrssituationen im städtischen Bereich sowie Besuche im Restaurant oder an ähnlichen Orten bedurften ebenfalls – teilweise aus Sicherheitsgründen – unterstützender Begleitung.

Die vorgenommenen Tests orientierten sich in erster Linie an den Test des letzten bekannten Umkehrversuchs von Anna Seydell. So wurde der shape-from-shading-test eingeschlossen, obwohl er inhaltlich wegen mangelnder Aussagefähigkeit abgelehnt wird.

Eine medizinische Untersuchung erfolgte lediglich bezüglich der Größe des Gesichtsfeldes (FV). Von einem fMRI wurde abgesehen, da nicht davon ausgegangen wird, signifikante Änderungen festzustellen. In diesem Punkte vertrauen wir ganz auf die Ergebnisse der Scans von Linden und Seydell.

Die Dauer des Versuchs wurde nicht festgesetzt, da auch spät auftretende Phänomene berücksichtigt werden sollten. Das Versuchsende wurde nach pragmatischen Gesichtspunkten bestimmt.

Folgende Testverfahren wurden benutzt:

Puzzletest
Verwendet wurden 54-teilige Puzzle-Spiele mit 7 verschiedenen Motiven. Einige Wochen vor dem Versuch wurden im Vortest Zeiten für die verschiedenen Motive erhoben.
Ermittelt werden sollte Bilderkennung und Koordinationsfähigkeit.

Messdaten: Gesamtzeit pro Puzzle

Zeichnen nach Zahlen
Im Vortest wurde eine grosze Anzahl (105) von Bogen mit verschiedenen Motiven und Punktezahlen zwischen 30...133 zur Feststellung der durchschnittlichen Zeitdauer pro Motiv und Punkt benutzt.
Ermittelt werden sollte die Koordination bei sehbild-geleiteten Bewegungen.

Messdaten: Zeit pro Punkt, Zeit pro Motiv

Lesetest
Ein unbekannter Text wurde in 2 Blöcken zu je 2000 Zeichen im Vortest je einmal lagerichtig und spiegelverkehrt laut gelesen. Zur Vermeidung von allzu leichter Eingewöhnung verwendeten wir Fechners Psychophysik, die von heute ungebräuchlichen Wort- und Satzbildungen durchsetzt ist. Um uneinschätzbare Schwierigkeiten zu vermeiden, wurden Formeln, Kursivschrift und ähnliche Besonderheiten im Test ausgespart.
Ermittelt werden sollte die Umgewöhnung und die bevorzugte Textausrichtung.

Messdaten: Zeit pro 2000 Zeichen

Shape from Shading
Da es mir möglich ist, mit dem gezeigten Bild von konkaven und konvexen Kreisen nach Belieben umzugehen, wurde lediglich mein spontan auftretender Eindruck abgefragt.
Ermittelt werden sollte die bevorzugte Bildausrichtung.

Thompson-Effekt
Trotz einiger Unklarheiten wurde der Thompson-Effekt als Verfahren zur Feststellung der bevorzugten Bildausrichtung hinzugenommen weil er von Seydell und Busche ebenfalls verwendet wurde. Im Vortest ergab sich eine normale Beurteilung der gezeigten Bilder. Im Test mit Brille wurde der spontan auftretende Eindruck geschildert.
Ermittelt werden sollte die bevorzugte Bildausrichtung.

Ohne Wertung
Während des Experiments wurde ein weiterer Test zweimalig durchgeführt. Nachdem die Fähigkeit geschwunden war, "Gesichter zu lesen" entstand hin und wieder der Wunsch zur Wiedererlangung dieser Fähigkeit. Dem wurde gelegentlich durch Neigung des Kopfes entsprochen. Dabei fiel auf, dass ab einem bestimmten Winkel der Drehung ein Gesicht erkennbar wird. Dieses Phänomen tritt auch bei normaler Sicht auf.
Mit einfachen Mitteln wurden Photos von zwei weiblichen und zwei männlichen Gesichter auf dem Bildschirm solange gedreht, bis das Gesicht erkannt wurde. Die Drehungen wurden mit und gegen den Uhrzeiger durchgeführt.
Ob hiermit signifikante Feststellungen erfolgen können, muss genauso untersucht werden wie die Frage nach der grundsätzlichen Bedeutung und Wirkung dieses Phänomens.

Technische Daten, Abmessungen und Bilder im Anhang.